Weltwirtschaft mit moderater Expansion, Industriekonjunktur stockt noch

Im aktuellen Berichtszeitraum ist die Weltwirtschaft trotz der geopolitischen Krisen moderat gewachsen. Zahlreiche Notenbanken haben damit begonnen, die Leitzinsen zu senken, so auch die EZB für den Euroraum. Dagegen hat die amerikanische Notenbank Fed ihre US-Geldpolitik noch nicht gelockert. Trotz des geringen Rückenwinds hat sich die Industrieproduktion in den USA im 2. Quartal erholt (Q1 2024: -2,1 %; Q2 2024: +4,3 %). Jedoch sank die Auslastung der Industriekapazitäten dort im Vorjahresvergleich um fast einen Prozentpunkt (Q2 2024: 78,3 %; Q2 2023: 79,1 %). Die US-Wirtschaft ist im 2. Quartal 2024 annualisiert um 2,8 % gewachsen (Q1 2024: +1,4 %). Das entspricht einer Jahresrate von +3,1 % (Q1 2024: +2,9 %). Unterstützt durch politische Impulse und höhere Exporte hat sich Chinas Industriekonjunktur erholt. Die Produktion stieg im Sechsmonatszeitraum 2024 um 6,0 %, jedoch blieben die Kapazitäten etwas niedriger ausgelastet als im Vorjahr (H1 2024: 74,3 %; H1 2023: 74,4 %). In China verzeichnete die Wirtschaft im Zeitraum Januar bis Ende Juni 2024 ein Wachstum von 5,0 % (Q1 2024: +5,3 %, Q2 2024: +4,7 %). Europas Wirtschaft hat die Stagnationsphase zwar überwunden, dennoch blieb die Konjunkturbelebung infolge der schwachen Entwicklung in der Bauwirtschaft und der Industrie sehr verhalten. Die Industrie musste ihre Produktion spürbar zurückfahren (Q1 2024: -4,6 %; April: -3,1 %; Mai -2,9 %), sodass sich die Auslastung der Kapazitäten im 2. Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf 79,0 % gegenüber 81,1 % im Vorjahresquartal verschlechterte. Der Euroraum ist auch im 2. Quartal 2024 kaum gewachsen (Q1 2024: revidiert +0,5 %; Q2 2024: +0,6 %).

Deutsche Wirtschaft löst sich nur sehr langsam aus der Krise

Die deutsche Wirtschaft war im 1. Halbjahr bei weiterhin schwacher Grundtendenz von einer leichten Erholung geprägt. Impulse kamen fast ausschließlich aus dem Ausland. Aufgrund der sehr milden Witterung war zudem die Bauwirtschaft zunächst gut in das Jahr gestartet. Dieser Effekt erschöpfte sich aber bereits im April wieder. Der Privatkonsum fiel verhalten aus, obwohl die Tariflöhne teilweise sehr kräftig gestiegen waren und sich die Inflation tendenziell abgeschwächt hatte. Mit einer stark rückläufigen Produktionsleistung blieb die Industrie in der Rezession (Q1 2024: -5,2 %; April: -3,5 %; Mai: -7,3 %). Die Kapazitäten waren mit 80,6 % im 2. Quartal 2024 (Q2 2023: 84,1 %) spürbar unterausgelastet. Im selben Zeitraum stieg das Bruttoinlandsprodukt dank eines zusätzlichen Arbeitstags zwar um 0,3 % (Q1 2024: revidiert -0,8 %), saison- und kalenderbereinigt ist die Wirtschaftsleistung aber um 0,1 % gesunken. Rückläufig waren insbesondere die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten. Somit hat sich die deutsche Wirtschaft noch nicht aus der Rezession gelöst.

Maschinenbau von Investitionszurückhaltung belastet

Nach Aussage des ifo Instituts war einerseits die Nachfrage nach Konsumgütern Anfang 2024 gering und andererseits die Investitionsbereitschaft der Unternehmen verhalten. Dies lähmte die globale Industriekonjunktur. So hat sich das weltweite Produktionsvolumen der Industrie (ohne den Bereich Bau) in den ersten fünf Monaten 2024 mit einem Anstieg von 1,6 % zwar leicht belebt (2023: +0,9 %), aber die Entwicklung war nur in den Schwellenländern positiv (+3,9 %). In den Industrieländern ging die Produktion dagegen leicht zurück (-1,0 %). In Kombination mit der sehr geringen Auslastung der Industriekapazitäten und den hohen Zinsen war die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen schwach – trotz der wachsenden Bedeutung von zyklusunabhängig notwendigen, zum Teil staatlich geförderten Investitionen in den Klimaschutz und den Umbau der Energiewirtschaft. So blieb die

Herstellung von Maschinen in den USA weiterhin unter Druck (annualisiert Q1 2024: -3,9 %; Q2 2024: -3,3%). Im Euroraum brach die Investitionsgüterproduktion zum Jahresbeginn kräftig ein. Sie könnte sich allerdings im Verlauf des 1. Halbjahres auf niedrigem Niveau stabilisiert haben (Q1 2024: -6,0 %, März: +1,8 %). Die Grundtendenz blieb dennoch schwach. So fiel auch im deutschen Maschinenbau die Produktion deutlich zurück (Q1 2024: -6,7 %; April: -7,0 %; Mai -13,3 %).

Automobilmärkte weltweit leicht erholt, Produktion in Europa rückläufig

Im Weltautomobilmarkt setzte sich die leichte Erholung während des 1. Halbjahres 2024 fort. Dabei verzeichneten sowohl Europa als auch Nordamerika und China positive Entwicklungen. Lediglich in Japan und Südkorea war der Absatz deutlich im Minus. Laut Branchenverband VDA hat sich die Dynamik im Weltmarkt während des Berichtszeitraums infolge der zurückhaltenden Konsumnachfrage jedoch insgesamt abgeschwächt. Nach Angaben von Global Data (GD, vormals LMC Automotive) ist der globale Absatz von Light Vehicles (LV, bis 6 t) bis Ende Juni 2024 um 2,3 % auf 42,47 Mio. Einheiten gestiegen. Allerdings stagnierte die Produktion bei 44,0 Mio. LV (+0,2 %), mit leichten Rückgängen in Europa (-1,1 %). Die Herstellung von LV mit reinem Verbrennungsmotor sank weltweit weiter (H1 2024: -6,5 %). Ihr Anteil an den global produzierten LV-Einheiten blieb mit gut zwei Dritteln allerdings deutlich dominierend, obwohl sich der Durchbruch alternativer Antriebe fortsetzte. So stieg allein die Anzahl der produzierten batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV + hybride PHEV) um 18,6 %. Während der Markt für Nutzfahrzeuge (NFZ) in Europa und ab dem 2. Quartal 2024 auch in Nordamerika unter der Konjunkturschwäche und der Investitionszurückhaltung litt, verzeichnete Asien eine Belebung. Nach Daten von GD wuchs die globale NFZ-Produktion bis Ende Juni 2024 um 1,1 % auf gut 1,7 Mio. Einheiten, wohingegen sie speziell in Europa (-11,7 %) und Nordamerika (-1,6 %) sank. Das NFZ-Produktionsvolumen im 1. Halbjahr 2024 verteilt sich auf 1,6 Mio. Lkw (-0,3 %) und 148.000 Busse (+19,9 %).

Schwache Baukonjunktur in China und Europa, Hochbau in der Rezession

Die Krise im chinesischen Immobiliensektor hat auch im 1. Halbjahr 2024 die Wirtschaft des Landes belastet. Stark betroffen war der Hochbau, der ungebremst einbrach. Bis einschließlich Juni waren Chinas Gebäudeinvestitionen laut Statistikamt NBS um 10,1 % rückläufig (2023: -9,6 %). Dabei schrumpften die Investitionen im größten Segment, dem Wohnungsbau, um 10,4 % (2023: -9,3 %). Belastet durch die geringe gesamtwirtschaftliche Dynamik, die gestiegenen Zinsen und die angespannte Budgetlage im öffentlichen Sektor leidet auch in Europa die Baukonjunktur. Zudem wirken sich laut dem Branchennetzwerk Euroconstruct (u. a. ifo) die gestiegenen Baukosten weiterhin negativ aus. Trotzdem konnte die Bauproduktion im Euroraum zum Jahresbeginn 2024 in Summe nahezu stabil gehalten werden (Q1 2024: -0,2 %). Ursächlich waren dafür vor allem die milde Witterung in vielen Regionen und ein Zuwachs im Tiefbau. Im weiteren Verlauf wurde der Abwärtstrend allerdings stärker sichtbar (April: -1,5 %; Mai -2,4 %). Der Gebäudebau schrumpfte dabei seit Jahresbeginn. Regional fiel die Entwicklung zum Teil jedoch sehr unterschiedlich aus. So stieg die Bauproduktion in Portugal spürbar, noch stärker entwickelte sie sich jedoch in Ungarn. Die Niederlande, Frankreich sowie vor allem Schweden und Finnland verzeichneten hingegen ein Minus. In Deutschland fiel der Abschwung deutlich aus. Bauproduktion und Umsatz sind auf realer Basis weiter gefallen.

US-Baukonjunktur weiter im Aufschwung, hohe Investitionen in die Wasserwirtschaft

Infolge des Zinsanstiegs waren die Investitionen in den US-Einfamilienhausbau 2023 unmittelbar und massiv eingebrochen. Demgegenüber zeigte sich dabei im bisherigen Jahresverlauf 2024 eine Erholung (6 Monate 2024: +14,8 %). Dagegen waren die Ausgaben für den Mehrfamilienhausbau (-2,9 %) und infolge der voraussichtlichen Abkühlung der Konjunkturdynamik auch für Wirtschaftsgebäude (-11,2 %) rückläufig. Nahezu alle anderen

Bausegmente befanden sich weiter im Aufschwung, darunter insbesondere Projekte in Zusammenhang mit öffentlichen Baumaßnahmen in der Infrastruktur. So wurden unter anderem die Investitionen in die Wasserwirtschaft deutlich um 14,8 % gesteigert. In Summe legten die Bauinvestitionen in den USA bis Ende Juni 2024 um 8,6 % zu (öffentlicher Bereich +11,5 %; privater Bereich +7,9 %).

Das Water-Management-Geschäft der NORMA Group in den USA (Aktivitäten der US-amerikanischen Tochtergesellschaft NDS) korreliert sehr stark mit dem Immobilienmarkt. Die Markttreiber in diesem Segment begannen sich 2023 abzuschwächen, nachdem diese während des weltweiten Pandemieaufkommens höhere Wachstumsraten verzeichnet hatten. Laut dem Zonda Residential Remodeling Index (RRI) starteten die Umbauaktivitäten im Wohnbausegment in den USA mit einer Wachstumsrate von 1 % in das Jahr 2024. Projektrückstände aus dem Jahr 2023 waren dabei der wesentliche Treiber. Demgegenüber wirkten extreme Wetterbedingungen belastend auf die Entwicklung des US-Immobiliengeschäfts. So hält einerseits die Dürre im Westen der USA nach wie vor an, andererseits zeigten sich zuvor im Winter/Frühjahr 2024 erneut überdurchschnittlich viele Niederschläge. Dies wirkte sich abermals nachteilig auf das Wachstum der Aktivitäten in der Landschafts- und Bewässerungsindustrie aus.

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