Nachhaltigkeit im Einkauf
Unternehmerische Verantwortung im Einkauf
Die NORMA Group hat im Geschäftsjahr 2023 Waren und Dienstleistungen im Wert von EUR 537,1 Mio. eingekauft. Dabei soll sichergestellt werden, dass die Aspekte der unternehmerischen Verantwortung berücksichtigt werden. Die Einkaufsabteilung verfolgt das langfristige Ziel, vertragliche Beziehungen mit Lieferanten sozial- und umweltverträglich auszugestalten und zu gewährleisten, dass Menschenrechte, Arbeits- und Umweltstandards eingehalten werden.
Der Einkaufsprozess zielt darauf ab, den hohen Qualitätsstandard der NORMA Group zu gewährleisten und zu verbessern sowie externe Zulieferkosten wettbewerbsfähig zu managen, um die maximale Wertschöpfung für das Unternehmen zu erreichen. Er birgt jedoch auch Risiken hinsichtlich negativer Auswirkungen auf Umwelt und Sozialstandards in der Lieferkette. Aus diesem Grund werden in Einkaufsprozessen nicht nur reine Preisfaktoren berücksichtigt, sondern auch die Qualität, Logistik und Nachhaltigkeit der Lieferanten bewertet. WIRTSCHAFTSBERICHT
Die Steuerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Einkauf wird von der globalen Einkaufsabteilung verantwortet, die an den für Operations verantwortlichen Vorstand berichtet CORPORATE-GOVERNANCE-BERICHT. Alle Beschäftigten der Einkaufsorganisation tragen dabei zur Umsetzung bei, indem sie nachhaltige Beschaffungsentscheidungen, unter anderem über die Auswahl der Lieferanten, treffen.
Supplier Code of Conduct bildet den Rahmen
Von ihren Lieferanten erwartet die NORMA Group, dass sie ihre Geschäfte unter Einhaltung der Gesetze und ethischer Grundsätze sowie unter Wahrung der Menschenrechte und entsprechend den Standards der Arbeitssicherheit sowie des Umweltschutzes führen.
Die Einkaufsabteilung hat deshalb sowohl soziale als auch ökologische Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Prozesse und ihre Organisation integriert, etwa in das Einkaufshandbuch, das alle wesentlichen Prozesse und Verfahren beschreibt, die als Rahmenwerk für die globale Organisation verwendet werden. Grundlage für das Selbstverständnis ist der SUPPLIER CODE OF CONDUCT. Dieser weltweit gültige Verhaltenskodex formuliert die Erwartungen der NORMA Group an das nachhaltige Wirtschaften ihrer Lieferanten in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitssicherheit und Gesundheit, Umwelt und geschäftliche Integrität. In Bezug auf die Menschenrechte orientiert sich der Supplier Code of Conduct an den Regelwerken der Internationalen Arbeitsorganisation, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dem UN Global Compact und dem Standard SA8000.
Ende des Jahres 2023 wurde im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes eine neue Version des Supplier Code of Conducts ausgerollt, um die im Gesetz enthaltenen Anforderungen zu berücksichtigen.
Das Bekenntnis zum Supplier Code of Conduct spielt in den regulären Einkaufsprozessen eine wichtige Rolle. Neben der Erfüllung von Qualitätsstandards und weiteren Anforderungen wie beispielsweise an das Niveau des Lieferservices, kann ein Lieferant grundsätzlich nur dann im Warengruppen-Management als „bevorzugt“ klassifiziert werden, wenn er den Supplier Code of Conduct unterschreibt. Die Anzahl der „bevorzugten“ Lieferanten im Bereich Produktionsmaterial betrug im Jahr 2023 20 (2022: 15). Der Anteil am gesamten Produktionsmaterialeinsatz dieser Lieferanten erhöhte sich dabei im Geschäftsjahr 2023 auf 22,9 % gegenüber 18,3 % im Vorjahr. Die Zustimmung zum Supplier Code of Conduct ist ein verbindliches Kriterium des Anforderungskatalogs bei der Auswahl von neuen Lieferanten.
Supplier Code of Conduct:
bildet das Grundverständnis für Nachhaltigkeitsmanagement im Einkauf;
Unterzeichnung ist Voraussetzung für Einstufung von Lieferanten als „bevorzugt“
Lieferantenbewertung (Supplier-Scoring):
erfolgt einmal im Jahr; Umwelt- und Arbeitssicherheitszertifizierungen
sowie Nachhaltigkeits-Fragebogen als Bewertungskriterien
Warengruppenstrategien:
enthalten Nachhaltigkeits-Factsheets, die Auswirkungen auf Klima und Wasser quantifizieren
und Verbesserungspotenziale identifizieren
Trainings:
standardmäßige Schulung aller Mitarbeiter der Einkaufsabteilung
zu Nachhaltigkeitsinstrumenten im Einkauf
Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz
Die NORMA Group fällt derzeit nicht unter den unmittelbaren Anwendungsbereich des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Dennoch verpflichtet sich die NORMA Group den Anforderungen entsprechend Kundenmaßgabe in Anlehnung an die gesetzliche Basis zu entsprechen. Dazu gehört die Aktualisierung des Supplier Code of Conducts und die Sensibilisierung der Einkaufsorganisation und der Lieferanten in diesem Zusammenhang.
Nachhaltigkeit im Warengruppen-Management
Ein wichtiges Instrument, um Nachhaltigkeit im Einkauf zu verankern, ist die Einführung eines neuen Ansatzes für die Warengruppenstrategien. In diese Strategiedokumente werden sogenannte Nachhaltigkeits-Steckbriefe integriert, die analytisch den Stand zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette bewerten. So informieren die Steckbriefe zum einen über Umwelt- sowie Arbeitssicherheits- und Gesundheits-Zertifikate (ISO 14001 und OHSAS 18001 oder vergleichbare). Zum anderen sind die Steckbriefe im Einklang mit der UMWELTSTRATEGIE der NORMA Group: Sie quantifizieren die Auswirkungen der jeweiligen Warengruppe auf Treibhausgasemissionen und den Wasserverbrauch und zeigen den Warengruppenmanagern und -managerinnen Verbesserungsmöglichkeiten auf. Ein großer Teil der Warengruppenstrategien verfügt bereits über derartige Nachhaltigkeitsinformationen.
Nachhaltigkeitskriterien im Lieferanten-Scoring
Um die Lieferanten noch besser bewerten, vergleichen und steuern zu können, nutzt die NORMA Group ein konzernweites Supplier-Scoring (Lieferanten-Bewertungsverfahren). Neben dem Preis werden hier ebenfalls zahlreiche andere Faktoren berücksichtigt, wie etwa die Qualität, die Kostentransparenz und die Logistikleistungen. Eine der vier Säulen des Scorings ist „Nachhaltigkeit“, bei der Zertifizierungen im Bereich Umwelt und Arbeitssicherheit in die Bewertung einbezogen werden.
Im Jahr 2023 war das freiwillige Nachhaltigkeits-Self-Assessment erneut Teil des Supplier-Scorings. Dabei hat die NORMA Group ihre Lieferanten nach Informationen über soziale Gesichtspunkte (Vereinigungsfreiheit, Beschwerdemechanismen und Arbeitsunfälle), Umweltaspekte (einschließlich CO2-Emissionen, Wasserverbrauch und Abfallmanagement) sowie Compliance-Themen befragt. Die Evaluation des Self-Assessments hat ergeben, dass dieses von 31,5 % der im Scoring erfassten Lieferanten ausgefüllt wurde. Dies stellt einen Rückgang von rund zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (2022: 33,5 %) dar. Dies kann unter anderem den Hintergrund haben, dass Lieferanten, die das Nachhaltigkeits-Self-Assessment bereits ausgefüllt hatten, aus strategischen Gründen nicht mehr für das Scoring relevant waren.
Nachhaltigkeitskriterien im Risikomanagement
Zusätzlich zur jährlichen Leistungsbewertung der Lieferanten werden Lieferantenrisiken kontinuierlich durch eine automatisierte Risikomanagement-Software überwacht. Es liegt in der Verantwortung aller Einkäuferinnen und Einkäufer, die Risikomeldungen zu überprüfen, indem sie unter anderem Kontakt zu den betroffenen Lieferanten aufnehmen und den Commodity-Manager:innen relevante und kritische Risiken melden. Dies hilft der Einkaufsorganisation, die Resilienz in der Lieferkette stets zu überblicken und rechtzeitig erforderliche Maßnahmen einzuleiten.
Neben Menschenrechts- und Arbeitsbedingungsrisiken überwacht die Software zudem umweltbezogene Risiken sowie Korruptions- und Bestechlichkeitsrisiken auf Länderebene. Lieferantenrisiken mit Blick auf das Auftreten von
Geldstrafen und Sanktionen, unter anderem im Zusammenhang mit Korruption, Bestechung oder Preisabsprachen, werden ebenfalls durch die Software abgedeckt.
Konfliktmineralien möglichst aus Lieferkette ausschließen
In geringen Mengen bezieht die NORMA Group auch Bestandteile, welche die sogenannten „3TG-Rohstoffe“ Zinn, Tantal, Wolfram und Gold enthalten. Besondere Brisanz erhalten diese Rohstoffe dadurch, dass ein großer Teil der Erzvorkommen in Konfliktregionen (insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo) liegt, wo sie teilweise unter schweren Verletzungen des Völkerrechts abgebaut und gehandelt werden. In Bezug auf diese sogenannten Konfliktrohstoffe verfolgt die NORMA Group das Ziel, sie aus ihren Lieferketten möglichst auszuschließen. Die NORMA Group kauft diese Mineralien nicht direkt ein. Sie sind jedoch teilweise in Komponenten von Lieferanten enthalten. So werden etwa in Urea-Leitungen kleine Mengen an Gold verwendet, einige Komponenten werden mit Zinn beschichtet.
Die NORMA Group bekennt sich zu den Prinzipien der „Responsible Minerals Initiative“ einschließlich der Nutzung der von der Initiative bereitgestellten Due-Diligence-Prozesse. Die Prozesse basieren auf dem „Conflict Minerals Reporting Template“ (CMRT) der Responsible Minerals Initiative, das alle relevanten Lieferanten erbringen müssen.
Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, dass möglichst alle betroffenen Lieferanten den Supplier Code of Conduct unterschrieben haben. Darin werden sie aufgefordert, zu bestätigen, dass sie der Zusammenarbeit in Due-Diligence-Maßnahmen hinsichtlich Konfliktmineralien zustimmen.
Die an die NORMA Group herangetragenen Informationen werden so transparent wie möglich an deren Kunden weitergegeben. Angesichts der Vielzahl der Produkte, der Zulieferer und Sublieferanten ist es aber in der Regel nicht in einem vertretbaren Umfang möglich, konkrete tragfähige Aussagen darüber zu machen, aus welcher Schmelzerei bzw. Mine die Rohstoffe für ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Kunden stammen.
Darüber hinaus ist in den Einkaufsprozessen die initiale Sanktionslistenprüfung für neue Lieferanten etabliert. Die Sanktionslistenprüfung wird im DESCARTES Visual Compliance Tool durchgeführt, das vom Trade Compliance Team der NORMA Group verantwortet wird. Sollten Risiken in Bezug auf Konfliktmaterialien entdeckt werden, so werden unverzüglich Abhilfemaßnahmen eingeleitet. Zusätzlich zur initialen Prüfung wird die existierende Lieferantenbasis ebenfalls regelmäßig durch ein Batchscreening geprüft.
Legende
Diese Inhalte sind Teil des nichtfinanziellen Konzernberichts und unterlagen einer gesonderten Prüfung mit begrenzter Sicherheit („limited assurance“).