Unternehmerische Verantwortung im Einkauf

Die NORMA Group hat im Geschäftsjahr 2022 Waren und Dienstleistungen im Wert von EUR 538,9 Mio. eingekauft. Dabei wird sichergestellt, dass die Aspekte der unternehmerischen Verantwortung berücksichtigt werden. Die Einkaufsabteilung verfolgt das langfristige Ziel, vertragliche Beziehungen mit Lieferanten sozial- und umweltverträglich auszugestalten und zu gewährleisten, dass Menschenrechte, Arbeits- und Umweltstandards eingehalten werden.

Der Einkaufsprozess zielt darauf ab, den hohen Qualitätsstandard der NORMA Group zu gewährleisten und zu verbessern sowie externe Zulieferkosten wettbewerbsfähig zu managen, um die maximale Wertschöpfung für das Unternehmen zu erreichen. Er birgt jedoch auch Risiken hinsichtlich negativer Auswirkungen auf Umwelt und Sozialstandards in der Lieferkette. Aus diesem Grund werden in Einkaufsprozessen nicht nur reine Preisfaktoren berücksichtigt, sondern auch die Qualität, Logistik und Nachhaltigkeit der Lieferanten bewertet.  WIRTSCHAFTSBERICHT

Die Steuerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Einkauf wird von der globalen Einkaufsabteilung verantwortet, die an den für Operations verantwortlichen Vorstand berichtet.  CORPORATE-GOVERNANCE-BERICHT Alle Beschäftigten der Einkaufsorganisation tragen dabei zur Umsetzung bei, indem sie nachhaltige Beschaffungsentscheidungen, unter anderem über die Auswahl der Lieferanten, treffen.

Supplier Code of Conduct bildet den Rahmen

Von ihren Lieferanten erwartet die NORMA Group, dass sie ihre Geschäfte unter Einhaltung der Gesetze und ethischer Grundsätze sowie unter Wahrung der Menschenrechte und entsprechend den Standards der Arbeitssicherheit sowie des Umweltschutzes führen.

Die Einkaufsabteilung hat deshalb sowohl soziale als auch ökologische Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Prozesse und ihre Organisation integriert, etwa in das Einkaufshandbuch, das alle wesentlichen Prozesse und Verfahren beschreibt, die als Rahmenwerk für die globale Organisation verwendet werden. Grundlage für das

Selbstverständnis ist der  SUPPLIER CODE OF CONDUCT. Dieser weltweit gültige Verhaltenskodex formuliert die Erwartungen der NORMA Group an das nachhaltige Wirtschaften ihrer Lieferanten in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitssicherheit und Gesundheit, Umwelt und geschäftliche Integrität. In Bezug auf die Menschenrechte orientiert sich der Supplier Code of Conduct an den Regelwerken der Internationalen Arbeitsorganisation, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dem UN Global Compact und dem Standard SA8000.

Das Bekenntnis zum Supplier Code of Conduct spielt in den regulären Einkaufsprozessen eine wichtige Rolle. Grundsätzlich kann ein Lieferant nur dann im Warengruppen-Management als „bevorzugt“ klassifiziert werden, wenn er den Supplier Code of Conduct unterschreibt. Die Anzahl der „bevorzugten“ Lieferanten im Bereich Produktionsmaterial betrug im Jahr 2022 15 (2021: 17). Der Anteil am gesamten Produktionsmaterialeinsatz verringerte sich dabei im Geschäftsjahr 2022 auf 18,3 % gegenüber 25 % im Vorjahr. Dies lag vor allem an den Verwerfungen der Supply Chains im Jahr 2022, wodurch auf alternative Lieferanten ausgewichen werden musste oder neue Lieferantenbeziehungen erschlossen wurden, um die Bedarfe zu decken. Daher ist der Spend-Anteil der bevorzugten Lieferanten leicht rückläufig. Die Zustimmung zum Supplier Code of Conduct ist ein verbindliches Kriterium des Anforderungskatalogs bei der Auswahl von neuen Lieferanten.

Supplier Code of Conduct:

 

bildet das Grundverständnis für
Nachhaltigkeitsmanagement im Einkauf;
Unterzeichnung ist Voraussetzung für Einstufung
von Lieferanten als „bevorzugt“

Lieferantenbewertung (Supplier-Scoring):

 

erfolgt einmal im Jahr; Umwelt- und Arbeits-
sicherheitszertifizierungen sowie Nachhaltigkeits-
Fragebogen als Bewertungskriterien

Warengruppenstrategien:

 

enthalten Nachhaltigkeits-Factsheets,
die Auswirkungen auf Klima und Wasser quantifizieren
und Verbesserungspotenziale identifizieren

Trainings:

 

standardmäßige Schulung aller Mitarbeiter
der Einkaufsabteilung zu Nachhaltigkeits-
instrumenten im Einkauf

Nachhaltigkeit im Warengruppen-Management

Ein wichtiges Instrument, um Nachhaltigkeit im Einkauf zu verankern, ist die Einführung eines neuen Ansatzes für die Warengruppenstrategien. In diese Strategiedokumente werden sogenannte Nachhaltigkeits-Steckbriefe integriert, die analytisch den Stand zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette bewerten. So informieren die Steckbriefe zum einen über Umwelt- sowie Arbeitssicherheits- und Gesundheits-Zertifikate (ISO 14001 und OHSAS 18001 oder vergleichbare). Zum anderen sind die Steckbriefe im Einklang mit der  UMWELTSTRATEGIE der NORMA Group: Sie quantifizieren die Auswirkungen der jeweiligen Warengruppe auf Treibhausgasemissionen und den Wasserverbrauch und zeigen den Warengruppenmanagern Verbesserungsmöglichkeiten auf. Ein großer Teil der Warengruppenstrategien verfügt bereits über derartige Nachhaltigkeitsinformationen.

Nachhaltigkeitskriterien im Lieferanten-Scoring

Um die Lieferanten noch besser bewerten, vergleichen und steuern zu können, nutzt die NORMA Group ein konzernweites Supplier-Scoring (Lieferanten-Bewertungsverfahren). Neben dem Preis werden hier ebenfalls zahlreiche andere Faktoren berücksichtigt, wie etwa die Qualität, die Kostentransparenz und die Logistikleistungen. Eine der vier Säulen des Scorings ist „Nachhaltigkeit“, bei der Zertifizierungen im Bereich Umwelt und Arbeitssicherheit in die Bewertung einbezogen werden.

Im Jahr 2022 war das freiwillige Nachhaltigkeits-Self-Assessment erneut Teil des Supplier-Scorings. Dabei hat die NORMA Group ihre Lieferanten nach Informationen über soziale Gesichtspunkte (Vereinigungsfreiheit, Beschwerdemechanismen und Arbeitsunfälle), Umweltaspekte (einschließlich CO2-Emissionen, Wasserverbrauch und Abfallmanagement) sowie Compliance-Themen befragt. Die Evaluation des Self-Assessments hat ergeben, dass dieses von 33,5 % der im Scoring erfassten Lieferanten ausgefüllt wurde. Dies stellt einen Rückgang von rund 7,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (2021: 41,0 %) dar. Dies kann unter anderem den Hintergrund haben, dass Lieferanten, die das Nachhaltigkeits-Self-Assessment bereits ausgefüllt hatten, aus strategischen Gründen nicht mehr für das Scoring relevant waren.

Nachhaltigkeitskriterien im Risikomanagement

Zusätzlich zur jährlichen Leistungsbewertung der Lieferanten, werden Lieferantenrisiken kontinuierlich durch eine automatisierte Risikomanagement-Software überwacht. Es liegt in der Verantwortung aller Einkäuferinnen und Einkäufer, die Risikomeldungen zu überprüfen, indem sie unter anderem Kontakt zu den betroffenen Lieferanten aufnehmen, und den Commodity-Managern relevante und kritische Risiken zu melden. Dies hilft der Einkaufsorganisation, die Resilienz in der Lieferkette stets zu überblicken und rechtzeitig erforderliche Maßnahmen einzuleiten. 

Neben Menschenrechts- und Arbeitsbedingungsrisiken überwacht die Software zudem umweltbezogene Risiken sowie Korruptions- und Bestechlichkeitsrisiken auf Länderebene. Lieferantenrisiken mit Blick auf das Auftreten von Geldstrafen und Sanktionen, unter anderem im Zusammenhang mit Korruption, Bestechung oder Preisabsprachen, werden ebenfalls durch die Software abgedeckt.

Konfliktmineralien möglichst aus Lieferkette ausschließen

In geringen Mengen bezieht die NORMA Group auch Bestandteile, welche die sogenannten „3TG-Rohstoffe“ Zinn, Tantal, Wolfram und Gold enthalten. Besondere Brisanz erhalten diese Rohstoffe dadurch, dass ein großer Teil der Erzvorkommen in Konfliktregionen (insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo) liegt, wo sie teilweise unter schweren Verletzungen des Völkerrechts abgebaut und gehandelt werden. In Bezug auf diese sogenannten Konfliktrohstoffe verfolgt die NORMA Group das Ziel, sie aus ihren Lieferketten möglichst auszuschließen. Die NORMA Group kauft diese Mineralien nicht direkt ein. Sie sind jedoch teilweise in Komponenten von Lieferanten enthalten. So werden etwa in Urea-Leitungen kleine Mengen an Gold verwendet, einige Komponenten werden mit Zinn beschichtet.

Die NORMA Group hat daher die „Conflict Minerals Roadmap“ ins Leben gerufen, die größtmögliche Transparenz innerhalb der Lieferantenbasis schaffen soll. Zudem bekennt sich die NORMA Group zu den Prinzipien der „Responsible Minerals Initiative“, einschließlich der Nutzung der von der Initiative bereitgestellten Due-Diligence-Prozesse. Die Prozesse basieren auf dem „Conflict Minerals Reporting Template“ (CMRT) der Responsible Minerals Initiative, das alle relevanten Lieferanten erbringen müssen. Das Management des CMRT ist vollständig in die gruppenweite E-Sourcing-Plattform integriert.

In diesem Zusammenhang wurden die Einkäufer:innen aller Standorte hinsichtlich der Wichtigkeit des Themas Konfliktmineralien und der potenziellen Risiken von Materialien, die von möglicherweise involvierten Lieferanten kommen, geschult. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass 100 % der betroffenen Lieferanten den Supplier Code of Conduct unterschrieben haben. Darin werden sie aufgefordert, zu bestätigen, dass sie der Zusammenarbeit in Due-Diligence-Maßnahmen hinsichtlich Konfliktmineralien zustimmen.

Die an die NORMA Group herangetragenen Informationen werden so transparent wie möglich an deren Kunden weitergegeben. Angesichts der Vielzahl der Produkte, der Zulieferer und Sub-Lieferanten ist es aber in der Regel nicht in einem vertretbaren Umfang möglich, konkrete tragfähige Aussagen darüber zu machen, aus welcher Schmelzerei bzw. Mine die Rohstoffe für ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Kunden stammen.

Darüber hinaus ist in den Einkaufsprozessen die initiale Sanktionslistenprüfung für neue Lieferanten etabliert. Die Sanktionslistenprüfung wird im DESCARTES Visual Compliance Tool durchgeführt, das vom Trade Compliance Team der NORMA Group verantwortet wird. Sollten Risiken in Bezug auf Konfliktmaterialien entdeckt werden, so werden unverzüglich Abhilfemaßnahmen eingeleitet. Zusätzlich zur initialen Prüfung wird die existierende Lieferantenbasis ebenfalls regelmäßig durch ein Batchscreening geprüft.

Legende

Diese Inhalte sind Teil des nichtfinanziellen Konzernberichts und unterlagen einer gesonderten Prüfung mit begrenzter Sicherheit („limited assurance“).