Konjunkturelle Einflussfaktoren

Die NORMA Group ist in vielen verschiedenen Branchen und Regionen tätig. Saisonale und konjunkturelle Schwankungen in einzelnen Ländern oder Industrien können sich daher auf die Kundennachfrage und die Auftragslage der NORMA Group auswirken. Gleichzeitig ist die NORMA Group dank ihres diversifizierten Produktportfolios und der breiten Kundenbasis weniger anfällig für vorübergehende Nachfragerückgänge in einzelnen Branchen oder Ländern. Temporäre Produktionsspitzen können aufgrund der flexiblen Produktionsstrukturen und des Einsatzes von Leiharbeitnehmer:innen aufgefangen werden.

 

Weltwirtschaft 2022 infolge von Ukrainekrieg, Inflation, Zinswende und Problemen in China stark belastet

Das konjunkturelle Umfeld hat sich 2022 in erheblichem Maße verschlechtert. Ausschlaggebend dafür waren vor allem der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mit seinen weitreichenden Folgen, ebenso wie die Lockdowns ganzer Wirtschaftsmetropolen in China durch die dortige strikte Null-Covid-Politik. Beide Ereignisse lösten zusätzliche Verwerfungen in den ohnehin gestörten Lieferketten aus. Insbesondere der Krieg in der Ukraine führte zu tiefgreifenden Effekten: Wichtige Bezugsquellen waren nicht mehr zugänglich. Zudem drohte in Westeuropa mit der Einstellung der russischen Gaslieferungen eine Energiekrise. In der Folge stiegen nicht nur die Preise für wichtige Rohstoffe und Vorprodukte, auch die Kosten der Energieversorgung erfuhren einen signifikanten Anstieg. Die Lebensmittelpreise stiegen weltweit ebenfalls deutlich an. Ursächlich dafür waren neben dem Ukrainekrieg intensive Hitzewellen und Dürreperioden in Europa und Asien im Sommer 2022. In diesem Umfeld zeigte sich zudem ein sprunghafter Anstieg der Inflation. Sie erreichte neue Höchststände. Als Reaktion und Gegenmaßnahme auf diese Entwicklung hoben viele der weltweiten Notenbanken die Leitzinsen entschlossen an. Auch reagierten zahlreiche Staaten mit umfangreichen Fiskalpaketen, um die Belastungen aus der Kostenexplosion bei den Energieträgern abzumildern und dadurch die Wirtschaft zu stabilisieren. Gestützt wurde die Konjunktur darüber hinaus noch von Corona-Nachholeffekten in vielen Ländern. Dennoch war die Weltwirtschaft zum Ende des Jahres 2022 spürbar belastet, und die Industrieproduktion büßte an Dynamik ein. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) schwächte sich das Wachstum der Weltwirtschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr ab. Es lag bei 3,4 %.

In China war die Wirtschaftsentwicklung durch die strikte Null-Covid-Politik seitens der Regierung belastet. Erst gegen Ende 2022 wurden die Einschränkungen schrittweise gelockert. Zudem stand der dortige Immobiliensektor infolge der noch ungelösten Finanzierungsprobleme weiterhin unter Druck. Des Weiteren waren die chinesischen Exporte durch die stockenden Lieferketten und die schwächere Auslandsnachfrage beeinträchtigt. In diesem Umfeld stieg die chinesische Industrieproduktion im Jahr 2022 um lediglich 3,6 %, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 9,6 % erzielt worden war. Insbesondere die Produzenten in baurelevanten Bereichen, wie Stahl, Zement und Flachglas, erlitten erhebliche Einbußen. Um die Konjunktur zu stabilisieren, lockerte die chinesische Notenbank entgegen dem weltweiten Trend ihre Zinspolitik. Dennoch betrug Chinas Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 nach Angaben des nationalen Statistikamts lediglich 3,0 %. In Südostasien (ASEAN-5) hat sich das Wirtschaftswachstum nach Überwindung der pandemieseitigen Belastungen dagegen schwungvoll erholt (+5,2 %). Zwar flachte die Dynamik in Indien ab, das BIP-Wachstum blieb aber mit 6,8 % trotzdem kraftvoll. Auch Brasiliens Wirtschaft ist mit 3,1 % deutlich moderater gewachsen als noch zuletzt. Im Gegensatz dazu ist Russlands Konjunktur bedingt durch den Krieg und die Sanktionen eingebrochen. Insgesamt ist die Erholung der Wirtschaft in den Entwicklungs- und Schwellenländern laut IWF im Jahr 2022 in Summe mit +3,9 % etwas schwächer ausgefallen, als ursprünglich zum Jahresanfang erwartet worden war.

 

In den USA konnte sich die Erholung der Wirtschaft im Jahr 2022 nicht fortsetzen. Die Konjunkturdynamik schwächte sich bereits in den ersten Monaten 2022 ab und erreichte eine jährliche Wachstumsrate von 2,1 %. Die Ursache dafür lag einerseits insbesondere in der hohen Inflation, die in der Spitze im Juni 2022 9,1 % betrug. Andererseits hatte auch die schnelle und deutliche Zinsanhebung der US-amerikanischen Notenbank Fed, die insgesamt sieben Zinsschritte vornahm, Auswirkungen auf das Wachstum. Dennoch konnte sowohl die Industrieproduktion um 3,9 % zulegen als sich auch die Kapazitätsauslastung im Jahresdurchschnitt um 23 Basispunkte auf 79,7 % leicht verbessern. Infolge der geopolitischen Entwicklungen sind auch die Ausrüstungsinvestitionen leicht gestiegen, was wiederum zur Stabilisierung der Konjunktur beitrug. Zusätzliche positive Impulse kamen aus dem Konsum sowie von den Exporten. Das im 4. Quartal 2022 gegenüber dem Schlussquartal des Vorjahres nur sehr geringe BIP-Wachstum in Höhe von 1,0 % reflektiert jedoch die negativen Effekte der restriktiven Geldpolitik für die wirtschaftliche Entwicklung, wenngleich die Inflationsdynamik dadurch zum Jahresende auf +6,5 % begrenzt werden konnte. Auch in anderen Industriestaaten wie Japan (+1,4 %), Kanada (+3,5 %) und Großbritannien (+4,1 %) war das Wachstum im Jahr 2022 laut IWF moderat. 

       

BIP-Wachstumsraten (real) in %

T023

 

2022

2021

2020

3,4

6,2

-3,0

2,1

5,9

-2,8

3,0

8,4

2,2

3,5

5,3

-6,1

1,8

2,6

-3,7

Europas Wirtschaft durch Folgen des Ukrainekrieges unter Druck, hoher Auftragsbestand mit stabilisierender Wirkung 

Nachdem die Wirtschaft im Euroraum einen robusten Start in das Jahr 2022 verzeichnen konnte, änderte sich das Umfeld nach Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar 2022, und die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ermittelten Wachstumsraten gingen im Jahresverlauf im Vergleich zum Vorjahr kontinuierlich zurück. Um dem entstandenen immensen Inflationsdruck zu begegnen, entschieden sich die EZB sowie die Notenbanken Großbritanniens und der Schweiz, die Zinsen deutlich zu erhöhen. Dies belastete insbesondere die Baubranche stark. Infolgedessen wurden zum Jahresende 2022 erste Signale einer Rezession im Euroraum sichtbar. In diesem Umfeld ist die Wirtschaft im Euroraum laut dem Statistikamt Eurostat nur sehr verhalten mit 3,5 % gewachsen. Von der konjunkturellen Abkühlung waren alle Länder betroffen, jedoch zeigten sich zwischen den Ländern unterschiedliche Ausprägungen. Während beispielsweise die Konjunkturen in der Schweiz und Großbritannien verhältnismäßig moderate Abschläge zeigten, fielen die Belastungen in Frankreich und Deutschland deutlicher aus.

Die Industrieproduktion im Euroraum zeigte sich im Jahr 2022 trotz zahlreicher Herausforderungen widerstandsfähig. Zu den Hürden zählten beispielsweise Lieferengpässe sowie hohe Preise für Rohstoffe und Energie. Demgegenüber wirkten insbesondere die hohen Auftragsbestände stabilisierend. Zudem war die Nachfrage nach Investitionsgütern noch nicht durch hohe Zinsen belastet. Insgesamt lag die Auslastung der Industriekapazitäten im Euroraum im 4. Quartal 2022 bei 81,4 % (2021: 82,7 %).

 

Deutschland: Wirtschaft trotz Belastung gut standgehalten, Industriekonjunktur weiterhin robust

Auch die deutsche Wirtschaft war 2022 laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) von den Folgen des Ukrainekrieges und den extremen Energiepreiserhöhungen betroffen. Materialengpässe sowie erhebliche Lieferprobleme, massive Preissteigerungen – unter anderem bei Nahrungsmitteln – und der Fachkräftemangel waren weitere nennenswerte Faktoren, die belastend gewirkt hatten. Trotz dessen konnte sich die deutsche Wirtschaft entgegen den sehr pessimistischen Erwartungen im Laufe des Jahres vergleichsweise gut behaupten. Vor allem der Privatkonsum erwies sich mit einem Plus in Höhe von 4,6 % gegenüber dem Vorjahr als eine der wichtigsten Konjunkturstützen, was sich unter anderem durch die Corona-Nachholeffekte nach Aufhebung nahezu aller Corona-Schutzmaßnahmen im Frühjahr 2022 begründen lässt. Überdies legten die Ausrüstungsinvestitionen, unter anderem für Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, trotz der Zinswende und der Kostensteigerungen um 2,5 % zu. Dagegen belasteten die schrumpfenden Bauinvestitionen sowie die Verschlechterung des Außenbeitrags das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts deutlich. So ist die Wirtschaft in Deutschland im Jahr 2022 laut Destatis in Summe um 1,8 % gewachsen.

Die deutsche Industrie litt vor allem in der ersten Jahreshälfte 2022, ähnlich wie im Vorjahr, unter den gestörten Lieferketten. Ebenso wirkte der massive Anstieg der Energiepreise und Kosten für Vorprodukte belastend, wohingegen die hohen Auftragsbestände vor allem stützend wirkten. Dadurch machten sich die zum Jahresende deutlich rückläufigen Neubestellungen sowie die Stornierungen noch nicht in der Produktionsauslastung bemerkbar. Die Industrieproduktion bewegte sich dagegen trotz der hohen Volatilität auf dem Niveau des Vorjahres. Gleichwohl kürzten insbesondere die energieintensiven Unternehmen ihre Produktionsniveaus vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Energiekosten. Insgesamt betrachtet hat sich die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der deutschen Industrie laut den Daten von Eurostat im Jahr 2022 nur leicht verschlechtert. Im 4. Quartal lag sie bei 84,7 % gegenüber 85,2 % im Vorjahreszeitraum, womit sie sich weiterhin auf einem hohen Niveau befindet.

 

Wechselkursschwankungen

Aufgrund der internationalen Tätigkeit haben Wechselkursschwankungen Auswirkungen auf das Geschäft der NORMA Group.  RISIKO- UND CHANCENBERICHT

Im Geschäftsjahr 2022 generierte die NORMA Group rund 48 % des Umsatzes in US-Dollar. Die Entwicklung des US-Dollars gegenüber dem Euro hat im Geschäftsjahr 2022 zu einem positiven Effekt auf den Umsatz geführt. Zudem ergaben sich positive Effekte aus dem Chinesischen Renminbi.

 

Branchenspezifische Einflussfaktoren

Maschinenbau 2022 weltweit deutlich abgekühlt, hoher Auftragsbestand wirkt stabilisierend

Durch die zunehmend schwache Weltwirtschaft und die drastisch gestiegenen Energiekosten wurde die anfangs positive Entwicklung der weltweiten Industrieproduktion (ohne Bau) im Jahr 2022 leicht abgeschwächt. Für die ersten elf Monate lag das kumulierte Plus bei 3,3 %. Dabei war Chinas Industrieproduktion durch die strikten Lockdowns im April 2022 sogar eingebrochen und die Investitionsneigung im Jahr 2022 insgesamt gering. In den USA sind die Ausrüstungsinvestitionen sogar geschrumpft. Im Vergleich dazu legten die Investitionen in Großbritannien und im Euroraum nochmals robust zu. In diesem heterogenen Umfeld ist der globale Maschinenumsatz nach Einschätzung des Branchenverbands VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) im Jahr 2022 gewachsen, wobei das Wachstum in Höhe von 3 % niedriger als noch zuvor prognostiziert ausfiel. Die ursprüngliche Wachstumsprognose mit einem Plus von 5 % wurde somit klar verfehlt. Starkes Wachstum verzeichnete der Maschinenbau 2022 in Japan und Kanada mit jeweils +9 %. In den USA und Mexiko ist die Branche mit jeweils +3 % robust gewachsen, während sich der Markt in Südkorea (-2 %) negativ entwickelte. Unter den für die Branche bedeutendsten Schwellenländern außerhalb Chinas ist der reale Maschinenumsatz in der Türkei (+11 %), im Nahen Osten (+5 %) und in Indien (+3 %) gewachsen. In Brasilien war der Branchenumsatz dagegen mit 2 % im Minus.

Der exportorientierte europäische Maschinenbau zeigte im Vergleich dazu eine robuste Entwicklung, obwohl die Einflussfaktoren Materialknappheit, Fachkräftemangel, Kostenexplosion bei Energie und stufenweise Kappung der russischen Erdgaslieferungen die europäische Industriekonjunktur merklich belasteten. Die Branche profitierte zwar von einer weiterhin sehr guten Auftragslage, jedoch ist zu bemerken, dass sich Altaufträge bedingt durch Lieferengpässe aufgestaut hatten und pandemiebedingte Nachholeffekte in konsumnahen Endmärkten auftraten. Gleichwohl waren viele Hersteller von energieintensiven Gütern, wie die Grundstoffchemie, gezwungen, ihr Produktionsvolumen infolge der hohen Energiepreise deutlich zu kürzen. Während vor diesem Hintergrund der Umsatz des Maschinenbaus im Jahr 2022 in der Schweiz um 6 % zulegte, brach er in Großbritannien deutlich ein (-10 %). Laut dem VDMA ist der Branchenumsatz im Euroraum nach einem zweistelligen Plus im Vorjahr um 3 % gewachsen. Sehr starke Zuwächse wurden dabei erneut in den Niederlanden (+26 %), Polen (+13 %) und Belgien (+10 %) generiert. Spanien wuchs um 5 % und Italien erzielte ein moderates Plus von 2 %. In Deutschland verzeichnete die Branche stagnierende Umsätze, wenngleich die Produktion preisbereinigt mit 1 % leicht zulegen konnte. In Frankreich ist der Maschinenbau 2022 dagegen um 4 % geschrumpft.

       

Maschinenbau: reale Veränderung des Branchenumsatzes

T024

2022

2021

2020

0,0

6,0

-15,0

3,0

11,0

-13,0

3,0

12,0

-8,0

2,0

13,0

5,0

3,0

13,0

-6,0

Automobilproduktion trotz schwacher Nachfrage im Plus, Aufholeffekte wirkten ausgleichend

Die weltweite Automobilindustrie wies im Jahr 2022 gegenläufige Dynamiken in den jeweiligen Regionen auf. Während die Nachfrage in den etablierten Industriestaaten verhalten war, konnte sich der Pkw-Absatz in China durch stimulierend wirkende Steuererleichterungen kräftig erholen. Auch der Markt in Indien konnte zulegen, während Brasilien ein Negativwachstum verzeichnete. Weltweit betrachtet ist der Absatz von Light Vehicles (LV, bis 6 t) jedoch im Jahr 2022 laut LMC Automotive gegenüber dem Vorjahresniveau um 1,0 % auf 80,6 Mio. Einheiten zurückgegangen. Die globale Produktion konnte trotz dessen aber um 6,4 % auf 81,8 Mio. Einheiten gesteigert werden. Beim Blick auf die Antriebsarten dominierten nach wie vor und mit großem Abstand reine Verbrennungsmotoren, obwohl deren Produktionsvolumen tendenziell rückläufig war. Im Gegenzug gewannen elektrische Antriebe in Form von Plug-in-Hybriden (PHEV) oder reinen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV)

weitere Marktanteile. Ihr Produktionsvolumen wuchs im Jahr 2022 weltweit um 62,3 % auf 10,5 Mio. Einheiten (PHEV + BEV). Der Weltmarkt für Nutzfahrzeuge (Nfz, Lkw + Busse) zeigte im Vergleich dazu eine andere Entwicklung. So halbierte sich die Nfz-Fertigung in China nahezu, während Hersteller in anderen Ländern Asiens (Japan, Südkorea und Indien) Zuwächse erzielten. Auch in Nordamerika (+8,5 %) konnte die Nfz-Produktion gesteigert werden.

In Europa (EU + EFTA + UK) ging die Pkw-Nachfrage 2022 laut Angaben des Verbands ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles) nach einem bereits schwachen Vorjahr um 4,1 % auf 11,3 Mio. Pkw zurück. Dabei betrugen die Einbußen in Westeuropa ebenfalls 4,1 %. Unter den Volumenmärkten kam nur Deutschland (+1,1 %) dank einer kräftigen Entwicklung zum Jahresende auf ein leichtes Plus. In Frankreich (-7,8 %) und Italien (-9,7 %) brach die Nachfrage hingegen stark ein. Auch in Spanien (-5,4 %) und Großbritannien (-2,0 %) fiel der Absatz unter das Vorjahresniveau. Zudem war die Nachfrage in Polen, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Skandinavien rückläufig. Insgesamt war die Entwicklung geprägt von der Knappheit an Vorprodukten und Rohstoffen, massiv gestiegenen Energiepreisen und den durch den Ukrainekrieg ausgelösten Unsicherheiten. In diesem Umfeld produzierte Europas Automobilindustrie 15,8 Mio. Pkw, was laut LMC Automotive einem Minus von 1,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gegenläufig dazu ist die Pkw-Produktion in Deutschland um 11 % gestiegen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die Vorjahresbasis wegen fehlender Mikrochips und temporärer Produktionsstillstände sehr niedrig war. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass das Produktionsvolumen im Jahr 2022 trotz der Erholung weiterhin um rund ein Viertel niedriger war als vor der Pandemie im Jahr 2019. Im europäischen Nfz-Markt ist hingegen der Absatz laut ACEA im Jahr 2022 deutlich eingebrochen (-15,1 %). LMC Automotive schätzt dennoch, dass die europäische Nfz-Produktion entgegen dieser Entwicklung um 4,6 % gesteigert werden konnte. Dabei konnten insbesondere die Nfz-Hersteller in Deutschland ein kräftiges Plus von 14,5 % erzielen.

       

Automobilindustrie: globale Produktions- und Absatzentwicklung

T025

2022

20211

20201

6,4

2,2

-15,9

-1,6

-5,1

-19,5

43,9

74,3

64,9

69,8

105,9

29,4

-1,0

4,7

-13,7

-15,5

1,2

-5,3

-20,5

4,0

-3,6

Bauwirtschaft 2022 international in wichtigen Märkten zunehmend unter Druck

Die Bauaktivitäten sowie die Baukonjunktur in Asien sind im Jahr 2022 durch das Bevölkerungswachstum, die voranschreitende Urbanisierung und den Infrastrukturausbau strukturell angeschoben worden. Mit Überwindung der Belastungen, die aus der Corona-Pandemie resultierten, erholte sich der Bausektor zunehmend. Dementsprechend ist Indiens Bauwirtschaft gewachsen, wohingegen die chinesische Bauwirtschaft durch die Null-Covid-Politik der Regierung und die ungelösten Finanzierungsprobleme im Immobiliensektor einigen Belastungsfaktoren ausgesetzt war. Dennoch erhöhten sich die volkswirtschaftlichen Bauinvestitionen in China laut dem nationalen Statistikbüro NBS um 5,2 %. Die Investitionen in der Wasserwirtschaft stiegen dabei um 13,6 %. Im Gegensatz dazu brachen die konjunkturell bedeutenden Investitionen im Gebäudebau nominal um 10,0 % ein, wobei der Rückgang bei den Wohnungen bei 9,5 % lag. Im Vergleich dazu entwickelte sich die europäische Bauindustrie nach Ausbruch des Ukrainekriegs im Spannungsfeld zwischen einem hohen Auftragspolster einerseits sowie wachsenden Unsicherheiten – infolge von Materialengpässen, Kostenexplosionen und steigenden Zinsen – andererseits relativ robust. Während zum Jahresanfang noch ein optimistischer Ausblick vorherrschte, traten die nachteiligen Effekte im Jahresverlauf auf. Nach Einschätzung des Branchennetzwerks Euroconstruct (u. a. ifo Institut) ist die Bauproduktion in Europa um 3,0 % gestiegen, wohingegen sie im Vorjahr noch doppelt so stark gewachsen war. Beim Blick auf die Regionen zeigte sich in Italien und Irland eine kraftvolle Entwicklung der Baukonjunktur, während in Frankreich und Großbritannien das Wachstum spürbar abflachte. In Portugal und der Schweiz war die Bauproduktion sogar rückläufig.

In Deutschland trübte sich die Baukonjunktur auf Gesamtjahressicht ebenfalls spürbar ein, wodurch der mehrjährige Branchenboom zum Erliegen kam. Volkswirtschaftlich betrachtet, sind die realen Bauinvestitionen um 1,6 % geschrumpft. Wesentliche Gründe dafür lagen in der hohen Inflation und dem damit verbundenen Kaufkraftverlust, den Engpässen bei Materialien und Fachkräften, der Energiekrise sowie in der schwachen Konjunktur. Laut dem DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) führten diese Faktoren zu explodierenden Baupreisen und Einbrüchen bei den Auftragseingängen. Während das Bauvolumen nominal zwar deutlich zulegte, war es hingegen bereinigt um die zweistellig gestiegenen Baupreise (+15,8 %) um 2,1 % rückläufig. Dabei konnten Einbußen sowohl im Wohnungsbau (-2,2 %) als auch im Wirtschaftsbau (-2,3 %) sowie im öffentlichen Bau (-1,0 %) registriert werden. Im Wohnungsbau, der eine der wichtigsten Säulen des Baugewerbes darstellt, brach das Neubauvolumen mit einem Minus von 4,5 % besonders deutlich ein. Aber auch die Volumina von An- und Umbauten, Modernisierungen und Instandhaltungen, die die dominierenden baulichen Maßnahmen an Bestandsgebäuden mit einem Anteil von 69 % des Gesamtvolumens ausmachten, sind 2022 um 1,6 % gesunken.

       

Bauindustrie: Entwicklung der europäischen Bauproduktion

T026

2022

20211

20201

3,0

6,0

-4,5

2,9

3,0

-3,8

3,0

5,8

-4,4

US-Bauindustrie durch Zinswende und schwache US-Wirtschaft belastet, weiterhin hohe Bauausgaben im Wassermanagement

Die US-Bauwirtschaft erlebte eine ambivalente Entwicklung im Jahr 2022. Während zu Beginn des Jahres noch ein positiver Verlauf mit hohen Wachstumsraten verzeichnet werden konnte, setzte im weiteren Jahresverlauf eine signifikante Veränderung ein, was die Betrachtung auf Ganzjahressicht verhaltener ausfallen ließ. Dafür waren neben dem hohen Inflationsniveau vor allem auch die deutliche Zinswende durch die US-Notenbank Fed ausschlaggebend, wodurch die Finanzierungsoptionen im Baugewerbe erheblich eingeschränkt wurden. Dies hatte zur Folge, dass die realen Wohnungsbauinvestitionen nach zwei starken Vorjahren (2020: +7,2 %, 2021: +10,7 %) sowie einem guten Jahresbeginn erheblich an Schwung verloren und im 2. Halbjahr sogar im zweistelligen Prozentbereich rückläufig waren. Nach offiziellen Zahlen beliefen sich die Einbußen bei den Investitionen im Wohnungsbau 2022 auf insgesamt -10,7 %. Ebenso sind die Investitionen im gewerblichen Bereich (IfW-Schätzung für 2022: real -8,1 %) konjunkturbedingt sowie durch die starken Zinserhöhungen deutlich zurückgegangen. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich bei den Baugenehmigungen, die gegenüber dem Vorjahr um 13 % zurückgingen, wie auch bei den Baubeginnen von Einfamilienhäusern, die um 11 % sanken. Die Verkaufszahlen von bereits bestehenden Häusern gingen im Jahr 2022 sogar um 17 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Dessen ungeachtet stiegen jedoch die Bauausgaben 2022 deutlich um nominal 10,2 %, was auf die massiven Preissteigerungen im Bau- und Immobiliensektor zurückzuführen ist. Während die Ausgaben im privaten Wohnungsbau um 13,3 % zulegten, erhöhten sich die Ausgaben in der US-Wasserwirtschaft 2022 um 18 % auf USD 23 Mrd. Die Ausgaben für Reparatur- und Renovierungsarbeiten, die ein weiterer wesentlicher Treiber für den Absatz von NDS-Produkten sind, stiegen im Geschäftsjahr 2022 laut den Branchenexperten von JBREC (John Burns Real Estate Consulting) um 3 %. Im Gegensatz dazu stieg die Bautätigkeit im gewerblichen Sektor, der Büro-, Einzelhandels- und Beherbergungsgebäude umfasst, um 11 %. Diese positive Entwicklung wurde vor allem von den stetigen Infrastrukturinvestitionen gestützt. Gleichwohl der gewerbliche Sektor einen kleineren Teil der Einnahmen von NDS ausmacht, handelt es sich dabei um einen wichtigen Wachstumsmarkt, der in seiner derzeitigen Größe jedoch noch hinter dem Wohnungsmarkt zurückbleibt.

 

Rechtliche und regulatorische Einflussfaktoren

Im Rahmen der internationalen Ausrichtung des Geschäfts und vor dem Hintergrund ihrer Akquisitionsstrategie ist die NORMA Group zur Einhaltung verschiedener rechtlicher und steuerlicher Regelungen verpflichtet. Dabei spielen Produktsicherheits- und Produkthaftungsgesetze, bau-, umwelt- und beschäftigungsrechtliche Auflagen sowie das Außenhandels- und Patentrecht eine Rolle.  RISIKO- UND CHANCENBERICHT

Darüber hinaus wird die Produktstrategie der NORMA Group durch die wachsende Regelungsdichte im Umweltrecht und die anhaltende Diskussion über emissionsärmere Antriebstechnologien und den damit einhergehenden Strukturwandel in der Automobilindustrie beeinflusst. Dabei begünstigen sowohl neue Emissionsvorschriften und Flottenregelungen das Geschäft der NORMA Group als auch der starke Trend in Richtung hybrider sowie vollelektrischer Antriebsmodelle. Mit steigender Komplexität der Fahrzeugsysteme – beispielsweise durch Downsizing oder in Hybridfahrzeugen – erhöht sich auch die Anzahl von Schnittstellen und damit die Nachfrage nach zuverlässiger Verbindungstechnologie. Darüber hinaus stellt die zunehmende Elektrifizierung der Automobilindustrie die Erstausrüster (OEM) vor neue Herausforderungen und eröffnet neue Chancen und Geschäftsfelder für die NORMA Group, insbesondere im Bereich des Thermomanagements.  FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Aufgrund des wachsenden Wassermanagement-Geschäfts und der zunehmenden strategischen Bedeutung dieses Geschäftsbereichs haben auch die verschiedenen Regulierungsinitiativen im Bereich des Wassermanagements sowie staatliche Maßnahmen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser zu verbessern, für die NORMA Group erheblich an Einfluss gewonnen.

Legende

Diese Inhalte sind Teil des nichtfinanziellen Konzernberichts und unterlagen einer gesonderten Prüfung mit begrenzter Sicherheit („limited assurance“).