Weltwirtschaft 2023: Fortsetzung von schwachen Vorgaben bei hohen Risiken

In einem Umfeld mit weiterhin bestehenden Unsicherheiten und Herausforderungen wird sich die Wirtschaftsdynamik 2023 voraussichtlich weiter abschwächen. Auch wenn der Tiefpunkt der Konjunktur bereits im Winterhalbjahr 2022/23 gelegen haben dürfte, ist derzeit aufgrund fehlender positiver Vorgaben von einer kräftigen unterjährigen Erholung im Jahr 2023 nicht auszugehen. Zum einen ist aktuell keine Deeskalation im Ukrainekrieg erkennbar, sodass die damit verbundenen Unwägbarkeiten weiterhin hoch bleiben. Zum anderen verlieren verschiedene stabilisierende Faktoren an Bedeutung, die die Wirtschaftsentwicklung zuletzt gestützt hatten. Hierzu zählen unter anderem die coronabedingten Nachholeffekte – darunter Investitionen der privaten und öffentlichen Hand sowie der Unternehmen. Zudem lösen sich die globalen Lieferengpässe nur langsam auf. Zwar wird die Industrie in den ersten Monaten 2023 noch von hohen Auftragsbeständen zehren, allerdings werden diese mit einer schwächeren Nachfrage sukzessive abgebaut werden. Darüber hinaus dürften die hohen Energiekosten und das stark angestiegene Zinsniveau die Produktion spürbar belasten.

Ebenso wird es für die wirtschaftliche Entwicklung von Nachteil sein, sollten die Notenbanken bei ihrer derzeitigen restriktiven Geldpolitik bleiben. Aktuell scheint sich eine eher langsamere Gangart als zuletzt abzuzeichnen, solange weitere Fortschritte in der Eindämmung der Inflation erzielt werden. Die meisten Staaten sind jedoch bemüht, stabilisierende Impulse über die Fiskalpolitik zu setzen. Ein Beispiel sind dabei bereits vollzogene Entlastungspakete oder Infrastrukturinvestitionen. Vor diesem Hintergrund hat der Internationale Währungsfonds (IWF) im Januar seine Prognose zum Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2023 im Vergleich zur Herbst-Prognose 2022 um 20 Basispunkte auf +2,9 % angehoben. Für 2024 rechnet der IWF mit einem Plus von 3,1 %. Dennoch bleiben die Konjunkturrisiken aufgrund der zahlreichen geopolitischen Spannungen und den Verwerfungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten bei gleichzeitig wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel sehr hoch.

Nachdem in China Ende 2022 ein radikaler Wandel im Umgang mit der Pandemie von der strikten Null-Covid-Politik hin zu stärkeren Lockerungen umgesetzt wurde, sind die Infektionszahlen in den ersten Wochen des Jahres 2023 landesweit deutlich angestiegen. Der weitere Fortgang der Pandemie sowie das Verhalten der Behörden ist derzeit nicht valide einzuschätzen. Im Falle eines erneut hohen Infektionsgeschehens könnte es neben einer Belastung des Konsums auch zu weiteren Produktionsausfällen sowie zu Störungen in der Logistik kommen. Gleichwohl sind mit dem Wegfall der strikten Null-Covid-Politik auch Hoffnungen auf eine sukzessive Erholung der Wirtschaft im Jahresverlauf 2023 verbunden, wobei Chinas Konjunkturdynamik weiterhin gering bleiben dürfte. Für die Region Südostasien (ASEAN-5), die eng mit Chinas Wertschöpfung verbunden ist und deren Exporte wesentlich vom Bedarf der Industrieländer abhängen, erwartet der IWF eine Wachstumsabflachung auf +4,3 %. Auch Indiens Wirtschaft wird sich laut dem IWF mit +6,1 % auf einem moderateren Wachstumskurs bewegen als zuvor erwartet. Für Brasilien rechnet der IWF mit einer nur leichten Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung. Die russische Wirtschaft wird nach Einschätzung der Experten dagegen kriegsbedingt weitestgehend abgeschnitten von wesentlichen Wirtschaftsregionen der Welt bleiben und somit unter erheblichem Druck stehen. Die Wirtschaftsleistung der Entwicklungs- und Schwellenländer wird den Prognosen des IWF zufolge 2023 mit +4,0 % erneut nur relativ moderat wachsen.

Ebenso sollten sich auch die etablierten Industriestaaten vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen zum Anfang des Jahres 2023 verhalten entwickeln. Auf der einen Seite dürften langfristig aufgelegte Investitionen im Bereich der Infrastruktur, der Digitalisierung sowie in Projekte zur Beschleunigung der Energiewende fortgesetzt werden. Zudem arbeiten viele Industrieunternehmen derzeit ihre hohen Auftragsbestände sukzessive ab. Diese waren sowohl durch Engpässe bei Materialien als auch durch fehlende Arbeitskräfte aufgebaut worden. Auf der anderen Seite reflektiert die nachlassende Auftragsvergabe bereits einen Nachfragerückgang, so dass nur wenige positive Vorzeichen für die Industrieproduktion zu erkennen sind. Darüber hinaus belastet das rasant gestiegene Zinsniveau, welches in Kombination mit den hohen Energiekosten die Investitionstätigkeit und den privaten Konsum dämpft. Der IWF geht daher davon aus, dass die Industriestaaten im Jahr 2023 um 1,2 % und somit schwächer als im Vorjahr wachsen. Von einer ähnlichen Entwicklung wird auch für die USA ausgegangen. Ihr Wachstum wird derzeit mit 1,4 % als gering eingestuft. Das IfW in Kiel rechnet sogar mit einer Rezession in den USA. Darüber hinaus dürfte laut IWF sowohl in Kanada (+1,5 %) als auch in Japan (+1,8 %) die Wirtschaft nur marginal zulegen.

In Europa wirken weiterhin die hohe Inflation, die stark gestiegenen Zinsen und die schwache weltwirtschaftliche Lage belastend. Wenngleich zahlreiche europäische Regierungen umfangreiche Pakete zur Eindämmung der Energiekosten beschlossen haben, wird sich der Kostendruck auf Seiten der Industrie und der Privathaushalte aller Voraussicht nach fortsetzen und somit die Inflation weiter befeuern. Überdies werden die gestiegenen Zinsen sowie die Erwartung weiterer Zinssteigerungen und die ohnehin geringere Kaufkraft als Folge der Inflation nicht nur den Privatkonsum, sondern auch die Investitionen im Bereich der Bauwirtschaft und der Ausrüstungsinvestitionen belasten. Entgegen diesen negativen Vorzeichen erwarten die führenden Wirtschaftsinstitute, dass eine tiefe Rezession in Europa im Winterhalbjahr 2022/2023 abgewendet werden kann. In diesem Zusammenhang hat der IWF seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im Euroraum für das Jahr 2023 auf +0,7 % gesetzt. Das IfW (Kiel) geht davon aus, dass sich die Konjunkturen in Irland, Spanien und Griechenland besser als der Durchschnitt entwickeln werden, während für Frankreich und die Schweiz nur leichtes Wachstum und für Großbritannien eine Rezession (-0,6 %) erwartet wird. Für die deutsche Wirtschaft ist laut Expertenmeinungen von einer Stagnation auszugehen. So erwartet der IWF derzeit für Deutschland ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von +0,1 %. Im Vergleich dazu reichen die Prognosen inländischer Volkswirte für Deutschland von einem marginalen Plus (IWF: +0,3 %) bis hin zu einem Negativwachstum (Deutsche Bundesbank: -0,7 %, Ifo: -0,1 %).

Die gesamtwirtschaftliche Perspektive stellt die Basis der Prognose und des Ausblicks der NORMA Group für das Jahr 2023 dar.

       

Prognose für das BIP-Wachstum (real)

T039

2022

2023e

2024e

3,4

2,9

3,1

2,0

1,4

1,0

3,0

5,2

4,5

3,5

0,7

1,6

1,9

0,1

1,4

 

 

Weiterhin herausforderndes Umfeld für wichtige Kundenindustrien der NORMA Group

Unter der Prämisse, dass eine weitere Eskalation des Krieges in der Ukraine sowie ein Ausbruch von zusätzlichen geopolitischen Konflikten abgewendet werden kann, die COVID-19-Pandemie eingedämmt bzw. überwunden wird, es zu keiner Rezession der Weltwirtschaft kommt, und sich die Konjunktur trotz schwierigerer Finanzierungsbedingungen mit einer allmählichen Entspannung bei Inflation und Energiekosten stabilisiert, ist davon auszugehen, dass sich die Perspektiven für wichtige Kundenindustrien der NORMA Group im Jahresverlauf 2023 weiter verbessern. Dennoch bleibt das Umfeld überwiegend herausfordernd, wobei insbesondere die Bauwirtschaft vor großen Herausforderungen steht.

 

Maschinenbau

Im Bereich des Maschinenbaus sind für 2023 eher geringe Impulse zu erwarten, da die vollen Auftragsbücher abgearbeitet werden, und sich die Nachfrage nach Industriegütern derzeit eher verhalten zeigt. Des Weiteren wirken die bestehenden Lieferkettenproblematiken weiterhin hemmend, wenngleich sich die Einschränkungen in diesem Bereich allmählich reduzieren. Zusätzliche Belastungen dürften sich aus dem weiterhin steigenden Zinsniveau sowie den hohen Produktionskosten für energieintensive Industrieunternehmen ergeben. Diese Faktoren unterstreichen die Annahme, dass ein Anstieg der Investitionstätigkeit seitens der Unternehmen im Jahresverlauf unwahrscheinlich ist. Dementgegen fördern die Anstrengungen zur Digitalisierung und Dekarbonisierung von industriellen Produktionsprozessen sowie der durch den Ukraine-Krieg in Europa zusätzlich beschleunigte Umbau der Energiewirtschaft strategische Investitionen. Ebenso sind hohe Investitionen in den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten gefragt. So haben insbesondere Erfahrungen aus den gestörten Lieferketten und dem Zusammenbruch etablierter arbeitsteiliger Prozesse infolge der geopolitischen Konflikte und Herausforderungen der letzten Jahre den Wunsch nach stabilen Wertschöpfungsketten sowie bezahlbaren und verfügbaren Ressourcen verstärkt.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen ergibt sich ein gedämpfter Ausblick. Da die kurzfristigen Belastungen die langfristigen Chancen derzeit überwiegen, geht der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer) davon aus, dass der reale weltweite Maschinenumsatz 2023 nur um 1 % zulegen wird. Während der Umsatz in Asien und dem Nahen Osten moderat wächst, werden für die USA, Kanada, Lateinamerika und auch Europa teils deutliche Einbußen prognostiziert. Insbesondere in Großbritannien wird ein starker Einbruch um 8 % erwartet, wohingegen die Schweiz ein geschätztes Wachstum in Höhe von 3 % aufrechterhalten kann. Auch in Spanien (+4 %), Belgien (+4 %) und den Niederlanden (+1 %) wird ein positiver Verlauf erwartet. Demgegenüber wird für Italien (-3 %) und Frankreich (-3 %) mit Umsatzrückgängen gerechnet. Für den deutschen Maschinenbau geht der VDMA für das Jahr 2023 davon aus, dass die Produktion um real 2 % zurückgeht.

       

Maschinenbau: Reale Veränderung des Branchenumsatzes

T040

2021

2022

2023e

13,0

2,0

5,0

12,0

3,0

– 5,0

11,0

3,0

– 1,0

13,0

3,0

1,0

 

Automobilindustrie

Nach derzeitiger Kenntnis ist, ungeachtet der schwierigen konjunkturellen Lage und des hohen Zinsniveaus, damit zu rechnen, dass sich die Autobranche 2023 leicht erholen wird. Die Branchenexperten von LMC Automotive (LMCA) rechnen damit, dass der weltweite Absatz von Light Vehicles (LV) um 6,3 % zulegen wird. Auch die Branchenspezialisten von S&P Global Mobility (vormals IHS Markit) gehen von einem ähnlichen Zuwachs aus (+5,6 %). Der deutsche Branchenverband VDA erwartet für den enger definierten Pkw-Weltmarkt ein Plus von 4 %. Außerdem soll sich laut LMC Automotive die weltweite Nachfrage nach Nutzfahrzeugen (NFZ) vom jüngsten Einbruch erholen und 2023 wieder anziehen. Ebenfalls soll die Produktion von NFZ steigen, wenngleich S&P Global Mobility erwartet, dass sich die Versorgungslage bei Halbleitern für die Automobilindustrie 2023 nur leicht entspannen und weiterhin ein strukturelles Defizit bei den Kapazitäten bestehen wird. Vor diesem Hintergrund rechnet LMC Automotive für 2023 mit einem soliden, jedoch eher wenig dynamischen Anstieg der weltweiten LV-Produktion um 4,8 %. Im asiatischen Raum soll die LV-Fertigung in China um 3,9 % und in Japan um 3,1 % zulegen können, wohingegen für Südkorea mit einem Minus von 1,3 % gerechnet wird. In Nordamerika (Region USMCA) sind die Perspektiven mit einem prognostizierten Anstieg der LV-Produktion um 7,1 % besser. Für die USA erwarten die Experten ein Plus von 5,8 %. Auch in Europa zeichnet sich eine gute Entwicklung mit einem Wachstum von 7,1 % ab, wobei insbesondere Westeuropa mit 10,6 % deutlich wächst. Großbritannien, Italien und Spanien werden nach aktuellen Prognosen eine gute Entwicklung nehmen und zweistellig zulegen, wogegen Frankreich (+7,6 %) einen leicht schwächeren Verlauf haben soll. Für die LV-Produktion in Deutschland prognostizieren die Experten derzeit einen sehr kräftigen Zuwachs in Höhe von 14,1 %. Demgegenüber geht der VDA bei der deutschen Inlandsproduktion für Pkw von einer Steigerung um 6 % aus.

Die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat mit der von der Politik forcierten Energiewende in Europa – auch infolge der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg – zusätzlich an Fahrt aufgenommen. Ebenso haben strengere Umweltauflagen die Transformation beschleunigt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Technologieumbruch im Automobilsektor weiter an Dynamik gewinnen und damit einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur erfordern wird, um die Nachfrage bedarfsgerecht bedienen zu können. Die Branchenexperten von LMC Automotive erwarten deshalb, dass die weltweite Produktion von rein batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV) sowie von Plug-in-Hybriden (PHEV) im Jahr 2023 um 38,7 % auf 15,0 Mio. Einheiten steigen wird. Während der Bereich BEV mit einem Plus von 42,5 % überproportional zulegen soll, können die PHEV nach derzeitigen Schätzungen um 27,6 % anwachsen. Andere alternative Antriebe wie die Brennstoffzelle bleiben dagegen bisher weiterhin unbedeutend.

             

Automobilindustrie: Globale Produktions- und Absatzentwicklung

T041

 

2022

 

2023e

 

2024e

 

6,4

 

4,8

 

4,9

 

–1,6

 

–5,1

 

–3,8

 

43,9

 

27,6

 

15,1

 

69,8

 

42,5

 

27,6

 

–1,0

 

6,3

 

5,8

 

–15,5

 

5,6

 

7,0

 

–20,5

 

6,7

 

7,3

 

Bauindustrie

Infolge des dynamischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums sowie der zunehmenden Urbanisierung in den Schwellenländern Asiens besteht mittel- und langfristig ein enormer Bedarf an Bauinvestitionen, wodurch sich für die Bauindustrie wesentliche strukturelle Impulse in der Region ableiten lassen. Die dortigen Staaten investieren große Volumina in die Infrastruktur, die Wasserwirtschaft, den Umweltschutz und den Wohnungsbau, um dem hohen Bevölkerungswachstum standzuhalten. Dementsprechend ist die Bauindustrie strukturell eine zentrale Säule der dortigen Konjunktur. Im Jahr 2023 dürften sich jedoch die Aussichten durch die nachlassende Konjunkturdynamik und die Zinsanstiege eintrüben, da bei einer parallel hohen Verschuldung der Finanzierungsspielraum der öffentlichen Hand und damit die Investitionsmöglichkeiten limitiert sind. Dessen ungeachtet ist im Jahr 2023 unter anderem für Indien, Vietnam und die Philippinen mit weiterem Wachstum im Bausektor zu rechnen. Dagegen belastet die anhaltende Krise im Immobiliensektor die Bauwirtschaft in China. Nicht nur die Wohnungspreise standen dort zuletzt enorm unter Druck, auch gab es 2022 – bezogen auf die Fläche – rund 40 % weniger Baubeginne. Insofern ist eine Erholung der Bauindustrie in China nicht in Sicht.

Die Lage der europäischen Bauindustrie zeigt im Vergleich dazu ein noch düstereres Bild. Laut dem Branchennetzwerk Euroconstruct (u.a. Ifo Institut) ist bis einschließlich 2024 kein Wachstum zu erwarten. Dies ist vor allem auf die weitreichenden Negativfolgen durch den Ukrainekrieg, die Engpässe und enormen Kostensteigerungen bei Materialien sowie die voraussichtlich weiter steigenden Zinsen zurückzuführen. Sie belasten die Baunachfrage im hohen Maße. Überdies wirken sich die allgemeine Konjunktur- und Investitionsschwäche sowie die schrumpfenden Realeinkommen negativ auf die Branche aus. Infolge dieser Faktoren ist insbesondere der Wohnungsbau stark beeinträchtigt, da nicht zuletzt die Unternehmen zusätzliche Bauinvestitionen scheuen, und damit das Angebot auf dem Markt durch fehlende Neubauten negativ beeinflusst wird. Dies verdeutlichen die zuletzt eingetrübten Rahmendaten und rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen (November 2022: -16,3 %; 11 Monate 2022: -5,7 %). Sie signalisieren für 2023 eine anhaltende Schwächephase der deutschen Bauindustrie. Laut der Bundesbank ist erst nach einem deutlichen Rücksetzer wieder mit einer Erholung zu rechnen. Das ifo-Institut prognostiziert daher, dass die Bauinvestitionen im Jahr 2023 um real 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr nachlassen, wobei der Wohnungsbau mit 3,9 % noch stärker zurückfällt. Beim Bauvolumen geht das Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) derzeit von einem Rückgang um 1,8 % (nominal +4,2 %) aus. Dabei setzt sich der Abschwung im Wohnungsbau (real -2,2 %) mit Einbußen sowohl im Neubau (real -3,4 %) als auch bei den Baumaßnahmen an Bestandsgebäuden (real -1,9 %) auf breiter Basis fort. Auch für den Wirtschaftsbau (real -0,6 %) und den öffentlichen Bau (real -2,5 %) rechnet das DIW mit rückläufigen Zahlen für das Jahr 2023.

Obgleich die Preiserhöhungen für Baumaterialien und die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen seitens der US-Notenbank Fed im Laufe des Jahres 2022 nachgelassen haben, ist davon auszugehen, dass die US-Bauwirtschaft im Jahr 2023 in die Rezession rutschen wird. Die konjunkturelle Schwäche sowie das schnell gestiegene Zinsniveau werden die US-Baubranche enorm belasten. Somit wird sich der negative Trend aus dem Vorjahr nicht nur fortsetzen, sondern auch intensivieren. Im privaten Wohnungsbau signalisieren die Eckdaten zum Jahreswechsel 2022/23 eine rückläufige Nachfrage. Die Anzahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbereich ist binnen Jahresfrist um 5,0 % und die der Baubeginne um 3,0 % gefallen. Zudem sind beide Kennzahlen unter das Niveau der Fertigstellungen gerutscht, sodass hieraus eine weitere Abschwächung der Bauaktivitäten ableitbar ist. Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage zeichnet sich ein zweistelliger Rückgang der Baugenehmigungen und damit eine Fortsetzung der bereits 2022 eingesetzten negativen Entwicklung in den meisten Regionen der USA ab. In Verbindung mit den rückläufigen Baubeginnen bei Einfamilienhäusern ist demzufolge mit einem Rückgang der Ausgaben für Neubauten und Baumaterialien insgesamt zu rechnen. Laut aktuellen Vorhersagen werden die Baubeginne im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahresniveau um 15 % nachlassen. Auch das Kieler IfW prognostiziert einen Rückgang und erwartet, dass die realen Bauinvestitionen im US-Wohnungsbau 2023 um 11,8 % und im gewerblichen Bau um 4,9 % zurückgehen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass auch die Ausgaben für Renovierungen und Reparaturen, die ein Haupttreiber des NDS-Geschäfts sind, sinken. Auf Basis dieses Ausblicks erwarten die Industrieexperten von JBREC (John Burns Real Estate Consulting), dass der Markt im Jahr 2023 um 8 % gegenüber dem Vorjahr abnimmt. Für das Folgejahr 2024 gehen sie von einem milderen Rückgang um 1 % aus. Demgegenüber erwarten die Branchenexperten von FMI, dass die Investitionen im Bereich der US-Wasserwirtschaft im Jahr 2023 um nominal 14 % zulegen werden.

       

Bauindustrie: Entwicklung der europäischen Bauproduktion

T042

2022

2023e

2024e

3,0

0,3

0,0

2,9

–1,3

1,0

3,0

0,2

0,0

Legende

Diese Inhalte sind Teil des nichtfinanziellen Konzernberichts und unterlagen einer gesonderten Prüfung mit begrenzter Sicherheit („limited assurance“).